Freitag, 26. Juli 2013

Einfach nur so glücklich


Hi.

Bei mir ist so unsagbar viel positives passiert.
In den letzten zwei Tagen habe ich an einem Stück geheult, mich gefreut und wieder Freudentränen geweint.
Ich weiß nicht wo das ganze Positive auf einmal herkommt, aber es kommt auf einmal.
Mein ganzes Leben hatte ich noch nie so eine schöne Phase, in der einfach einmal etwas von fast ganz alleine zu funktionieren scheint.
So recht weiß ich auch gar nicht, womit ich das Ganze verdient habe.
Ein paar tollen Leuten habe ich das tatsächlich zu verdanken.
Ich bin so aufgewühlt, weil ich so viel positives gar nicht gewöhnt bin.
Da gibt es Menschen die auf mich zukommen und das was wir tun einfach gut finden. Die mich nicht als jemanden behandeln der nicht dazu gehört, sondern ich habe das erste Mal das Gefühl, dabei sein zu können.
Akzeptiert zu werden. Ja das ist ein Gefühl das ich erst jetzt, nach 33 Jahren erfahren darf.
Das fühlt sich so unglaublich schön an.
Über Jahrzehnte ging meine persönliche Aktienkurve immer nur steil bergab, und seit einigen Monaten wendet sich auf einmal die Kurve und klettert stetig, Etappe für Etappe, immer etwas weiter höher.
Ja, ich war wohl am tiefsten Punkt angelangt. Tiefer ging es dann wohl nicht mehr.
Jetzt, da ich langsam begreife, was da gerade mit mir passiert, bin ich total überwältigt von all den Kleinigkeiten, die mir als Positives entgegengebracht werden.
Ich genieße jedes kleine positive Puzzelteilchen, das mir persönlich geschenkt wird und freue mich darüber so sehr, dass ich kaum noch aus dem Freuen herauskomme.

Das habt ihr getan, da bin ich mir sicher.
Ich fühle mich wie ein Kind, das auf der Straße entlang läuft und alle paar Meter einen kleinen Teil eines großen Schatzes findet und emsig immer fröhlicher hinterher rennt. Alles absucht und Angst hat, ein kleines Teil übersehen zu haben.
Das voller Spannung ist und sich ständig fragt, was werde ich wohl hinter der nächsten Kurve für ein Teilchen finden, oder wird es vielleicht sogar der große Schatz? Obwohl der gerade unwichtig ist, denn der Weg ist und bleibt das Spannendste.
Wovor ich wirklich Angst habe, ist mich zu verlaufen, den Weg nicht mehr wiederzufinden, jemanden enttäuschen zu können, Erwartungen nicht gerecht zu werden.
So fern es denn überhaupt welche an mich geben könnte.
Langsam fühle ich eine Art Glück in mir, das ich noch nie zuvor so gefühlt habe. Ich habe Angst, dass das nur auf Raten so ist und ich das irgendwann wieder eintauschen muss. Denn das würde mir ehrlich gesagt, sehr sehr schwer fallen.
Doch Jetzt gerade habe ich das Gefühl, dass es erst einmal eine Weile so weitergehen könnte. Das erfüllt mich, macht mich glücklich, macht mich stolz auf die Menschen, die das erst möglich gemacht haben.
Mein Blog ist gerade dabei, als Zeitzeuge, und sieht wie ich in ein Leben hinein finde. Nein nicht in irgendein Leben

sondern

In Mein Leben

liebe grüße
Tageshauscaos

Ps. Meinen Platz in der Welt, zumindest übergangsweise, habe ich gefunden.

Samstag, 20. Juli 2013

Denn auch wir möchten leben


Ich werde ja sehr selten sauer, doch heute ist irgendwie das Maß echt voll.
Da musste ich doch vorgestern bei Shortnews lesen, dass wir Autisten bemitleidenswerte Wesen sind, die nicht eigenständig leben können und die von morgens bis abends jemanden bräuchten der auf sie aufpasst, ansonsten wären wir nicht wirklich lebensfähig.

Was mir dabei durch den Kopf geht, während ich solche Kommentare lese, schreibe ich lieber nicht.
Dann kam heute ein Artikel heraus, der mal wieder Asperger Autismus als Modediagnose darstellt - dazu ein Fallbericht von einem Arzt der Autist ist.
Na, das der Arzt nicht soo viele Probleme hat, da er sich durchweg selbst helfen kann, ist ja wohl klar. Scheinbar kann er ja so gut kompensieren, dass er immerhin durch das Studium gekommen ist und sogar promovieren konnte. Er hat eine Praxis und ist heute Chef. Er kann jetzt selbst die Regeln bestimmen. Wenn er im Alltag so gut seine Probleme kompensieren kann, dann gratuliere ich ihm ganz herzlich dazu. Das ist aber leider bei den wenigsten von uns der Fall.
Bei mir eben auch nicht.
Dann muss ich mir in den Kommentaren noch so einiges gefallen lassen.
Da wird geschrieben, dass wir uns unsere Behinderung nur einbilden würden, dass die Pharmaindustrie nur diese Diagnose geschaffen hätte, um ihre Taschen voll zu machen. Für alle, die das Glauben sollten - Nur zur Information: Für den Autismus gibt es keine Medikation.
Zur Einbildung sei gesagt, das ich <ironie>mich sehr gerne in einem öffentlichen Gebäude auf den Boden schmeiße und zusammenbreche, weil mich jemand mal wieder angerempelt hat. Klar das tue ich ,weil es mir spaß macht.</ironie>
Ich dachte die Meinung, wir wären nur faul und wollten einfach nicht, wäre endlich irgendwann einmal vom Tisch.
Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, wird es nie so werden. Zumindest solange nicht wie der Mobbing Vorwurf im Raum steht .
Ich stelle mal die Behauptung auf, dass viele der Leute, die der Meinung sind das Autismus nur eine Modediagnose ist, oder aber nur ein erfundenes Leiden darstellt, früher selber andere Kinder in den Schulen gemobbt haben und sie somit eher eine Schuld treffen würde, wenn sie zugeben würden, das Autismus sehr wohl eine Behinderung ist. In dem Falle hätten sie ja dann früher mit ihren Kollegen auf einem Behinderten rumgebasht. Deswegen streiten sie es gleich mal ab, das es so etwas überhaupt geben könnte. Um des eigenen Seelenfrieden willens.
Sie bashen im Internet mal fleißig auf dieselben Leuten ein. Was anderes scheinen sie auch bis zum erwachsenen Alter nicht gelernt zu haben.
Beide Seiten der Berichterstattungen ist nicht sonderlich förderlich für die Gruppe autistischer Menschen. Das es im oberen Bereich Autisten gibt, die kaum Probleme haben ist ganz klar, aber sie stellen eine Minderheit da. Auch die Autisten die in Heimen leben und sich nicht selber versorgen können, stellen ebenfalls nur einen Kleinen Teil von uns da.
Das sogenannte Mittelfeld sieht anders aus, wir haben positive Seiten und auch negative Seiten. Doch leider wird uns sehr oft der Vorwurf gemacht, dass man die positiven Seiten einfach mehr kommuniziert.
Ich bitte euch - was würdet ihr denn tun? Würdet ihr nicht auch lieber davon berichten, wie gut ihr in etwas seid, statt davon zu erzählen wie schlecht ihr etwas könnt?
Schlecht geht es uns oft genug, das könnt ihr uns glauben. Da ist es ja wohl völlig legitim, dass wir uns eher über unsere positiven Seiten identifizieren, als über unsere leidigen Anhängsel von Begleiterscheinungen. Denn auch wir möchten nicht immer damit konfrontiert werden.
Auch wir möchten leben, so wie ihr es tut.

Dienstag, 2. Juli 2013

Bahnhofssicherheitsdienst

Vor ein paar Tagen musste ich mit der Bahn verreisen und wie immer fielen mir ein paar Sachen besonders auf.

Das Bahnfahren an sich macht mir gar nicht so viel aus. Die vielen Menschen an Bahnhöfen und in der Bahn selbst allerdings schon.
Ich werde dann immer sehr nervös und hektisch und manchmal habe ich auch einfach Angst.
Angst davor das der Zug zu spät kommen könnte, ich in den falschen Zug einsteige, oder ich nicht an der richtigen Haltestelle aussteige.

Noch schlimmer ist für mich die Vorstellung, in einem überfüllten Zug zu stehen und genau dann raus zu müssen, wenn die Eingänge von den anderen Passagieren zugestellt sind. Ich kann nicht mal eben einfach darum bitten das man mich durchlässt. Dazu kommt meine körperliche Disposition. Außerdem mag ich nicht berührt werden. In einem vollen Zug mit Sicherheit ein schweres Unterfangen und wenn ich mich dann noch zwischen durchquetschen müsste: nein, das könnte ich schon gar nicht.
Darum versuche ich in solchen Situationen immer nahe der Türe stehen zu bleiben was leider nicht immer möglich ist.
Die Menschen um mich herum erkennen meine Situation meist nicht. Hilfestellung leisten sie mir auch nicht. So bin ich meist in der Bahn auf mich allein gestellt, unfähig mich zu äußern und von einer ständigen Angst getrieben, es könnte mich jemand berühren.

Wenn das schon alles wäre fände ich es noch erträglich.

Ich falle einfach auf. An jedem Bahnhof an dem ich warten muss.
Während ich warte, laufe ich meist sehr schnell und panisch im Kreis herum. Das beruhigt mich ein wenig und nimmt mir den inneren Stress weg.
Doch das sorgt dafür, dass eine bestimmte Gruppe Menschen immer auf mich aufmerksam wird und ich mich plötzlich in der Gesellschaft von Männern wiederfinde, die auf ihren Westen gut sichtbar ein Schild mit der Aufschrift tragen "Bahnhofssicherheitsdienst".
Sicherheitsdienst! Schon wieder einmal!
Immer stehen sie gut sichtbar in meiner Nähe, kurz nachdem ich den Bahnsteig betreten habe. Ja ich weiß, mein Verhalten ist auffällig und ich weiß auch, dass mich viele Kameras um mich herum schon lange entdeckt haben. Doch ich versteh nicht, warum man mir dann ständig den Sicherheitsdienst schickt, denn ich tue doch niemanden was.
Ich laufe doch nur aufgeregt meine Bahnen. Das nun der Sicherheitsdienst schon wieder neben mir steht, macht meine Nervosität nicht besser. Jetzt bloß keinen falschen Schritt. Bloß keine falsche Bewegung machen, am Ende denken die noch ich will ins Gleisbett springen. Oh je, das wäre schlimm.
Sie würden mich dann greifen wollen. Ich hasse Berührungen und würde mich wohl wehren wollen.
Was dann passieren würde, mag ich mir gar nicht weiter ausdenken und so hoffe ich jedesmal, dass ich keine falsche Bewegung mache und dass der Mann im Sicherheitsdienst genug Nerven besitzt, um seine Hand bei sich zu behalten.
Ich finde es traurig, dass ich mich nicht so bewegen darf, wie es mir gut tut, ohne als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden. So weit ist es durch die allgegenwärtige Überwachung und dem Terrorwahn schon gekommen.

Lieber Bahnsicherheitsdienst:
Wenn ihr das hier lest, bitte informiert euch ein wenig über Bewegungsunruhen bei Autisten, und stellt euch bitte nicht immer ganz so offensichtlich neben mich.