Dienstag, 31. Dezember 2013

Der Rückblick auf mein autistisches Jahr

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Zu Beginn ein kleiner Hinweis:
Ich bin vor Kurzem mit meinem Blog umgezogen. Deshalb poste ich diesen Artikel sowohl auf dem Alten und auf dem Neuen Blog.
Obwohl der alte Blog abgeschlossen ist. Das wäre dann sozusagen der “offizielle” Identitätsnachweis für meinen neuen Blog ;)
Soviel zum Bürokratischen. Jetzt also mein Jahresrückblick 2013:
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Heute bin ich auch endlich am Ende des Jahres angekommen.

Ich konnte mich nicht wirklich auf den Jahreswechsel einstellen, weil ich ja noch zum CCC-Kongress, dem 30C3 gefahren bin.


Nun sitze ich hier an meinem Schreibtisch und blicke schwermütig zurück, denn das schönste und anstrengenste Jahr das ich je hatte, liegt hinter mir.
Meine Gedanken streifen gerade an den Anfang des Jahres zurück. Ja, auch letztes Jahr um diese Zeit, kam ich gerade vom Congress zurück. Das erste Mal. Dort fing meine Geschichte an, ohne dass ich wusste, was da auf mich zu kommt. Hätte ich es gewusst, ich hätte warscheinlich viel zu viel Angst davor gehabt.

Eigentlich war ich gespannt wie ein Flitzebogen, denn mein geschriebenes Buch stand kurz vor der Veröffentlichung und ich eröffnete extra dafür einen eigenen Blog. Wollte ich doch darüber berichten. Doch dann kam alles irgendwie ganz anders…..

Noch vor meinem ersten Post in diesem Blog, wurde sehr heftig über den Congress debattiert, und diese echt herrliche Veranstaltung auf ein einziges Thema reduziert.

Seit Jahren hatte ich den Congress nun online schon verfolgt und ich liebte die Tage nach dem Congress, wenn nach und nach immer weniger Posts und neue Fotos kamen, wo es immer weniger News darüber zu lesen gab. In meinen Augen schwappte die Bewegung im Netz zu diesem Thema, immer so aus, wie ein Meer, dass seine Wellen an einem Strand sanft ausgleiten lässt. Ich genoss dieses wellenartige Verhalten der User im Netz .

Doch dieses Jahr war alles anders. Durch die erwähnte Diskussion, waren es in dem Jahr des 29C3 keine sanft auslaufenden Wellen, sondern ich fühlte mich wie in einem riesigen Sturm mit meterhohen Wasserfontänen und Orkanböhen die einen von den Füßen riss. Es flachte einfach nicht ab. Auch Stunden, Tage und Wochen nach aufkommen des Orkans nicht. Ich las das Alles mit und mir liefen die Tränen runter. Ich war doch vor Ort dabei und hatte den Orkan um den es jetzt ging, nicht sehen können. Er war einfach nicht da und man hatte den Eindruck, dass jemand eine Windmaschine aufgestellt hat. Genau zu dem Zweck gedacht, einen Orkan herzustellen den man so schnell nicht vergessen sollte.

Meine autistische Welt brachte das ziemlich durcheinander und ich war so aufgebracht, wie seit Jahren nicht mehr. Ich wollte die Wellen zurück haben, die mich normalerweise ruhig ins nächste Jahr tragen. Wollte wieder interressante thematische Fachdiskussionen lesen und wahrnehmen.

Voller Enttäuschung über so viel Aufmerksamkeit auf ein Thema, welches es gar nicht gab, bat ich meinen Freund mir dabei zu helfen, einen öffentlichen Brief zu Verfassen. Dieser sollte meine Sicht auf diesen Congress darstellen.

Dieser kam mehr als gut an …….

Schlussendlich wurde der Brief bis Heute ca. 40.000 mal gelesen. Vielen Dank für diese riesige Leserzahl und die vielen positiven Kommentare und eure Unterstützung.
Heute also sitze ich wieder einmal hier. Genau zur gleichen Zeit, wo ich letztes Jahr diesen Brief verfasst habe und genieße es zu sehen, wie der Congress langsam vor sich hinschwappt und die Wellen, trotz der hochbrisannten Snowden Geschichte, immer ruhiger werden und über die mir gut bekannten Themen diskutiert wird. Ich bin zufrieden. Mehr noch. ich bin glücklich, dass es mir so gut ging, dass ich dieses Jahr wieder dabei sein konnte.
Dieser Brief hat so viel angestoßen, dass das letzte Jahr mir vorkommt, als wäre ich einen Marathon gelaufen, und hätte gesiegt. Ich habe Geschaft, was ich nie für möglich gehalten hätte, denn davor habe ich keine Perspektive mehr für mich gesehen.
Es kam Schlag auf Schlag. Von den vielen Lesern ermutigt, gründete mein Freund und ich den Verein AutiCare e.V. Mein Buch kam aus der Druckerei und ist nun im Handel erhältlich, Ich fuhr 18.000 Killometer quer durch die Bundesrepuplik um so viele andere Autisten wie möglich kennenzulernen. Jede Menge Projekte habe ich mir angeschaut. Im Sommer war meine erste Buchlesung. Einen Tag der offenen Tür haben wir veranstaltet und ich war so super nervös. Gerade einmal drei Wochen darauf kam das erste Symposium, mit auch nur genau diesen drei Wochen Werbezeit davor. Das es trotzdem so gut besucht war, war der reinste Wahnsinn. Vielen dank an Euch, dafür.
Dann ging die Jobwelt noch an den Start. Meine Güte. All das ist mehr wie ich in 10 Jahren erlebt habe.
Und wie gesagt: hätte man mir vorher gesagt, was daraus alles für Gutes entsteht, ich hätte mich wohl nicht getraut. Ich wäre wohl dann zu ängstlich gewesen. Doch so hatte ich gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Und dieses Jahr fuhr ich an den Ort zurück, wo alles begann. Ich stellte dort auch noch eine Art Begleitservice für meine Mitautisten, die sich alleine nicht trauen auf den Congress zu gehen. Denen, die dort waren, gefiel es ebenfalls super gut. Danke auch ganz besonders an die tollen Leute von den Chaospatinnen / Chaospaten. Ihr seid einfach toll, mehr muss man nicht mehr sagen. Und an Honkhase, den Security-Chef des 30C3, für die tolle Kommunkation deine Vermittlung zwischen uns und dem CERT und den Patinnen. *knuddel*
Und ganz klar: an Constanze. Obwohl du dieses Jahr verflucht viel um die Ohren hattest, hast du immer wieder die Zeit gefunden mit uns zu reden und auch zu vermitteln. Sei es per Mail oder persönlich. Das hat uns wahnsinnig gefreut. Danke dafür.
Und natürlich auch ein unendlich großer Dank an all die Anderen, die das ganze Jahr über geholfen haben, sich engagiert haben uns zugesprochen haben, Freunde geworden sind, ins Team gekommen sind und die Alle, mein, und unser Leben spannender gemacht haben.

Fazit:
Das Jahr ist zu Ende und die Wellen, die vor sich hin schwappen werden immer leiser und bevor sie für dieses Jahr verstummen tragen sie mich, ins nächste Jahr.

Sie geben den mentalen Schub um 2014 noch mehr für mich persönlich, und den Autismus allgemein, zu erreichen. Denn ich möchte irgendwann für mich und so viele Andere Autisten wie möglich erreichen, dass ich / wir irgendwann so weit es geht selbständig agieren können und nicht mehr in so vielen Fällen von der Hilfe von anderen Menschen angewiesen sind. Ich möchte beweisen, dass ich, wenn man mir den Raum gibt mir mein Umfeld zu schaffen, ich durchaus in der Lage bin, ein vollkommen selbständiges Leben zu führen.

Hier ist auch noch unser etwas anderer Rückblick auf den 30C3 von dem wir gerade zurückgekehrt sind.

Ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch, kommt gut ins neue Jahr und viel Glück für 2014.
Eure
Sam Becker

Sonntag, 1. Dezember 2013

Mein Blog verbloggt

Seit einiger Zeit schon kommt in mir ein komisches Gefühl hoch, wenn ich meinen Blog aufmache und etwas posten möchte. Dann schießen mir meine Gedanken durch den Kopf.
Mag ich meinen Blog eigentlich noch?

Komisch. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Er war ja einfach da. Man macht ihn auf und sieht einen blauen Hintergrund.
Noch vor ein paar Wochen fand ich das völlig ok. Doch seit einigen Tagen empfinde ich das als kalt und gefühllos.
Finde das mein Blog nicht mehr wirklich zu mir passt. Er ist mir zu unpersönlich, irgendwie zu leer.
Ich habe mich auf meinem Blog immer so zu Hause gefühlt. Fühlte mich wohl in dem Texteditor und konnte auch alle Funktionen gut bedienen.
Das einheitliche Bild war immer in Ordnung für mich, aber irgendwas fehlte und ich kam auch nie so wirklich darauf was es war.
Heute, da ich mal Zeit hatte etwas darüber nachzudenken, fiel es mir sofort auf. Mein Blog ist mir viel zu unsympatisch. Nichts habe ich darauf gestellt um meine Person definieren zu können. Prakmatisch halt und kalt.
Dabei wollte ich doch den Lesern zeigen wer ich bin und meine Gedanken mit ihnen teilen. Aber wie können die Leser sich ein gutes Bild von mir machen, wenn ich ihnen keines gebe. Ja, zugegebenermaßen, manchmal brauche ich richtig lange um gerade sowas zu verstehen.

Aber auch die Gegend von dem Netz gefällt mir nicht mehr. Da wo mein Blog jetzt liegt habe ich das Gefühl, dass ich ihn auf ein kleines Dorf gesetzt habe, obwohl ich da nie wieder wohnen wollte.

Darum habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen einfach umzuziehen. Denn wenn einem die Gegend nicht mehr gefällt, dann packt man zusammen und freut sich auf ein neues, hoffentlich schöneres Zuhause. Der Gedanke daran eine neue Domain zu haben fällt mir nicht leicht. Ich denke aber meine Leser werden mich schon finden. Ganz bestimmt.

Jetzt freue ich mich auf neue Eindrücke, Antwortposts und E-mails  wie euch meine neue Heimat und der neue Blog gefällt.
Damit ihr mich auch finden könnt, hier meine neue Adresse im World Wide Web, auf der Seite unseres Vereins (tageshauschaos.auticare.de).
Meine Mail Adresse ist und wird die gleiche bleiben.

Ich hoffe euch dort zu sehen.


Ganz liebe Grüße

Eure Tageshauscaos