Heute bin ich etwas stolz auf mich, denn ich konnte trotz meiner
Kontakt Schwierigkeiten einem Jungen aus meiner Nachbarschaft helfen.
Ich stand an der Haltestelle um in die Stadt zu fahren, wie ein
Vater mit einem jungen Kanner Autisten auch an diese Haltestelle kam.
Ich kenne den Jungen und seinen Vater schon etwas länger, denn
ich sehe sie hin und wieder bei uns in der Nähe.
Dem Vater hatte ich schon einmal erzählt das ich auch Autistin
bin, nur habe ich ja den Vorteil mich mitteilen zu können. Was dem
Jungen leider vergönnt ist, denn er hat, wie so viele
Kanner-Autisten, keine Sprache.
Der Junge tut mir meistens nicht sehr leid, denn ich bekomme oft seine ungebändigte Lebensfreude mit, und freue mich jedes mal,
wenn er vor Freude auf und ab hüpft. Was der Vater meist irrtümlich
als schlechte Laune deutet.
Jedenfalls stand ich heute am Bus, wie der Vater schon freudig auf
mich zu kam.
Sofort, als er bei mir stand, sprudelte es aus ihm heraus: "Mein Sohn war vor ein paar Tagen beim Friseur. Der hat vielleicht ein
Theater gemacht. Zu dritt mussten wir ihn festhalten, damit der
Friseur seine Haare schneiden konnte.
Können sie mir sagen was ihn so gestört haben könnte?"
Sofort platzte ich sehr laut mit meiner Antwort heraus, denn auch
ich habe zur Zeit das Problem zum Friseur zu müssen. Aber noch
drücke ich mich davor, da die Probleme beim Friseur mir im Moment zu
viel sind.
"Ich mag keinen Friseur. Allein die vielen Spiegel, in denen
man nur in seine eigenen Augen sehen kann, machen mich wahnsinnig. Ich kann es auch einfach nicht ertragen, wenn ein fremder Mensch mir
auf den Kopf fasst, denn das fühlt sich wie tausend Nadelstiche
an. Dann ist da noch die Metallschere, die ganz dicht an meinem
Ohr ein metallisch-klapperndes Schneidgeräusch erzeugt. Das macht mir
jedes mal eine riesige Gänsehaut. Auch dieses Gefühl mag ich so gar
nicht auf meiner Haut.
Das alles dürfte bei ihrem Sohn zu einer Reizüberflutung führen
und somit zur totalen Überforderung."
Der Vater sah mich sehr erstaunt an, dass ich anscheinend, für ihn
so belanglose Sachen genannt hatte. Er bedankte sich bei mir mit den
Worten: "Sie sollten eine Beratungsstelle für
Autisten und ihre Angehörigen aufmachen. Denn, wenn ich sie sehe,
lerne ich jedes mal so enorm viel von ihnen.
Sie machen das sehr gut.."
Ich bedankte mich für dieses sehr schöne Kompliment und hoffe
sehr, dass meine Ratschläge auch gut umgesetzt werden können.
Ich habe mir nun vorgenommen immer mal wieder mit diesem Vater zu
reden und wer weiß, vielleicht kommt für den Jungen ja noch die ein
oder andere gute Sache dabei heraus.
Was könnte man denn tun, um den Friseurbesuch erträglicher zu machen?
AntwortenLöschenAls erstes viele mir ein, den Friseur nach Hause kommen zu lassen, es gibt viele Friseure, die bieten das an. Damit löst sich schon mal das Problem mit den Spiegeln, denn der Friseur sieht Deinen Kopf ja auch so.
Die Berührung und das Geklapper der Schere kriegt man schwieriger in den Griff.