Freitag, 1. März 2013

Wenn der Schmerz kaum spürbar ist :

 
Ich mache auch mit beim Bloggertag zum Thema Behinderung. Der Tag steht unter dem Motto:
Einfach sein 

So kommt also heute mein Beitrag zum Thema Körper dazu.


Der Titel den ich Bearbeiten möchte heißt :

Wenn der Schmerz kaum spürbar ist :

Ich bin wie viele ja schon wissen, eine 33 jährige Autisten-Frau.
Ich möchte euch etwas darüber erzählen, wie mein Gehirn auf äußere Schmerzreize reagiert und welche Probleme damit einhergehen können.

Jeder kennt das Problem mit den Herdplatten, von außen sieht man ihnen einfach nicht an, ob sie Heiß sind oder nicht.
Manche machen dann eine kleine Probe um heraus zu finden, ob die Platte warm wird, in dem sie den Finger ganz kurz auf selbige legen und wenn es Heiß ist, direkt wieder zurückziehen.
Bei mir jedoch sieht die Probe etwas anders aus....

Der Finger wird auf die Platte gelegt, während mein Gehirn nachfragt:
ist es heiß ?
Nach wenigen Sekunden folgt die Antwort:
ja es ist heiß …
Bis dahin ist alles noch wie bei euch allen auch, doch dann passiert einfach der nächste Schritt nicht.

Das heißt, dass mein Kopf nun nicht zu dem Ergebniss kommt:
ja es ist heiß, also Finger runter von der Platte,
sondern viel mehr bleibt es einfach bei dem Signal:
ja es ist heiß ..
Und so werden fast sekündlich Impulse ans Gehirn losgeschickt:
Heiß! Es ist zu heiß...

Viel zu spät kommt mein Gehirn dann auf den Gedanken, mal meinen Finger zu fragen ob das "heiß" auch heißt, dass es weh tut.
Sofort bekommt mein Gehirn das Signal zurück:
ja es tut weh.

Doch immer noch kommt mein Kopf nicht darauf das Signal loszuschicken, den Finger von der heißen Herdplatte zu nehmen.
So verbleibt der Finger einfach auf der Herdplatte.
Klar, den Schmerz den Spür ich, auch brülle ich in so einer Situation, doch ändert es nichts daran, dass mein Kopf nicht auf den Gedanken kommt ,den Finger einfach herunter zu nehmen.

Die Folgen sind : Verbrennungen und ein paar Wochen Verband um diesen Finger.

Und so ist es dann leider auch bei Bildern die ich im Alltag zu Gesicht bekomme.
Wenn ich zb. Nudeln koche und das Wasser im Topf so herrlich vor sich hin blubbert, scheint es für viele Menschen einfach nur logisch, dass das Wasser so heiß ist, dass man da nicht mit der Hand hinein fassen kann.
Ich hingegen sehe nur das blubbernde Wasser und assoziiere damit nicht, dass das Wasser heiß ist. So kam es schon einmal vor, dass ich aus Mangel an einem Sieb versucht habe, die Nudeln mit der Hand aus dem Wasser heraus zu fischen.

Meine Reizweiterleitungen scheinen wohl etwas kaputt zu sein, weil auch andere Schmerzen erst sehr spät oder gar nicht auftreten.
Zum Beispiel bemerkte ich nicht, dass mein ganzer Arm in einem Brennesselfeld hing und wunderte mich dann abends über die vielen Pickel auf meinem Arm.

Doch auf der anderen Seite machen schon die kleinsten Berührungen mir so viel aus, dass ich mich vor Schmerzen winden könnte.
Wenn mir zum Beispiel jemand die Hand gibt und aus versehen meinen Arm berührt, dann fühlt sich das so an, als würde ich in eine Steckdose hinein fassen. Einfach brutal furchtbar.

Daher wünschte ich mir eine Therapie, die viel mehr körperliche Signale als Ziel hat.
Bei der Schmerzgefühle systematisch erlernt werden können.
(oder zumindest auswendig abgespeichert werden.)
Oder eine App auf einem Handy die einem sagt ,wann etwas zur Gefahr werden kann, da das Wasser wenn es Blubbert zu heiß ist.
Ein paar Sensoren vielleicht, die man auf die Fingerkuppen kleben kann, die dann anfangen zu vibriren, wenn es zu heiß oder zu kalt wird, sowas würde ich mir wünschen. 

3 Kommentare:

  1. danke für den Beitrag; das ist wirklich erstaunlich: Schmerz empfinden, wenn es nicht nötig wäre, und Schmerz nicht empfinden, wo es nötig wäre.

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  2. Danke für Deinen Blog. Ich habe mich schon des öfteren bei meinem Sohn gefragt warum es scheinbar ein geringeres Schmerzempfinden hat, da er nicht mal weint, aber jetzt kann ich es besser verstehen :) Ich hoffe, dass Du einen Weg finden wirst zu lernen was eine Gefahrenquelle sein kann ohne es ausproberen zu müssen...LG

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  3. Ich lese deinen Blog Beitrag und ich verstehe sogar sehr gut, was Du damit sagen willst. Es erinnert mich an eine Begebenheit mit meiner Tochter.
    Sie fasste auf die Heiße Herdplatte und ich sagte ihr " Pass auf das ist Heiß"
    Sie antwortete mir mit Ja, das ist Heiß. Und fasste wieder hin. Dieses machte sie an diesem Tag noch einige Male. Und jedes Mal sagte ich es ist Heiß, sie sagte jedesmal, ja es ist Heiß. Aber sie musste einfach nochmal fühlen! Weder sie noch ich konnten das verstehen. Auch der Kinderarzt dem ich diese Begebenheit erzählte, konnte mir keinen Grund dafür nennen.

    Es scheint so zu sein, das es von dem Empfinden des Schmerzes bis zum Verstehen, das es gefährlich ist, einfach eine Art Sperre gibt die nicht überwunden werden kann.

    Ich hoffe für Dich, das du irgendwann in der Lage bist zu wissen, das es nicht gut ist seine Finger auf der Herdplatte zu lassen, wenn sie Heiß ist.
    Und das Du auch andere Gefahren erkennst, bevor sie dich schädigen können.
    Einen lieben Gruß
    Ute S.

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